Rechtzeitig reagieren – Professioneller Umgang mit demokratiefeindlichen Tendenzen in pädagogischen Kontexten
Die Fortbildung wir im Rahmen einer Kooperation
von Distanz e.V. und Soziale Bildung e.V. in Rostock umgesetzt.
Ziele
Ziel unserer Fortbildungsreihe ist es, Distanzierungsarbeit in pädagogischen Kontexten als Querschnittsaufgabe zu verankern.
Wir stärken unsere Fähigkeit, zentrale Aspekte der Ansätze und Methoden der Distanzierungsarbeit selbstständig in unsere jeweiligen Arbeitsfelder zu integrieren. Das schafft Handlungssicherheit, gerade weil kaum ein pädagogisches Feld heute frei von interventionswürdigen Situationen ist.
Im Verlauf der Fortbildung wollen wir eine feste Gruppe von Fachkräften aufbauen, die auch über die Module hinaus im kollegialen Austausch bleiben kann.
Distanzierungsarbeit ist ein vergleichsweise junges Handlungsfeld, das sich aus verschiedenen Disziplinen entwickelt hat und das durch praktische Erfahrungen kontinuierlich weiter geschärft wurde. Spätestens mit dem Erstarken des Rechtspopulismus und der extremen Rechten und ihrem wachsenden Einfluss auf gesellschaftliche Debatten, hat dieses Feld deutlich an Bedeutung gewonnen.
Gesellschaftliche Entwicklungen und politische Konflikte spiegeln sich auch in unserer pädagogischen Arbeit wider. Wir stellen uns diesen Herausforderungen mit einer klaren Haltung und einem professionellen, pädagogisch-konstruktiven Blick auf Grenzen und Möglichkeiten.
Zeitlicher und infrastruktureller Rahmen
- 5 Module mit jeweils 2 Tagen / 1 Modul 1 Tag
- Uhrzeit: ca. 9:00 – 17.00 Uhr
- Ort: Peter-Weiss-Haus
- Terminübersicht:
- 13.03. & 14.03. 2026 // Modul 1: Grundlagen & Haltung: Einstieg in Distanzierungsarbeit
- 10.04. & 11.04.2026 // Modul 2: Erscheinungsformen & Intervention: Handeln lernen
- 29.05. & 30.05.2026 // Modul 3: Thematische Vertiefung: online und offline Lebenswelt von Jugendlichen, Jugendkulturelles Arbeiten
- 19.06. & 20.06.2026 // Modul 4: Thematische Vertiefung: Medienbildung, Fake News und Verschwörungserzählungen
- 28.08. & 29.08.2026 // Modul 5: Transfer und Versteigung: Strukturelle Verankerung
- 09.10.2026 // Modul 6: Praxisaustausch: Reflexionstreffen, Fallberatung zur Implementierung und bisherigen Prozessen
Anmeldung und Kosten
- Anmeldung bei: Anne Geisler – a.geisler@soziale-bildung.org
- Teilnehmendengebühr: 400,00 €
- Anmeldung bitte mit den folgenden Angaben: Name, Kontakt, kurze Info zum Arbeitsfeld und der Ausbildung
- Wir bitten um zeitnahe Anmeldungen. Die Teilnehmendenzahl ist auf 20 begrenzt.
- Die Ausschreibung erfolgt unter Vorbehalt der Fördermittelzusage (Anfang Januar 2026).
Zielgruppe:
- Personen, die in pädagogischen Kontexten Arbeiten (Trainer*innen, Sozialarbeiter*innen, Lehrer*innen, Akteure der politischen Bildung, …)
- Personen, die institutionell/organisatorisch eingebunden sind
Arbeitsweise und Methoden in allen Modulen
- Interaktive Inputs, zur prägnanten und zusammenfassenden Darstellung von Kerninhalten
- Spielerische Handlungstrainings zum Testen von Interventions- und Gesprächstechniken sowie zur ggf. neuen Perspektivübernahme
- Fallarbeit in Kleingruppen (mit der Option eigene Fälle einzubringen), um mit kollegialer Unterstützung (neues) Wissen und Methoden möglichst praxisnah anzuwenden und zu integrieren
- Arbeitsblatt gestützte Einzel- und Gruppenreflexionen, um Gedankenanregungen zu geben sowie offenen und Fragenorientierten kollegialen Austausch gezielt zu fördern
- In unseren Fortbildungen arbeiten wir generell bedarfs-, praxis- und lösungsorientiert. Dafür steht der Austausch in einer kollegialen und vertrauensvollen Atmosphäre im Mittelpunkt. Wir werden mit den Teilnehmenden gern kreativ und gestalten inhaltliches sowie methodisches Arbeiten abwechslungsreich, vielfältig und bedarfsgerecht.
Modulinhalte
Modul 1: Grundlagen & Haltung – Einstieg in Distanzierungsarbeit
Zu Beginn schaffen wir eine motivierende und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre, die uns eine offene und produktive Zusammenarbeit ermöglicht. Danach steigen wir in zentrale Grundlagen und Konzepte ein, zum Beispiel den systemisch-lösungsorientierten Ansatz und eine menschenrechtsorientierte Haltung. Wir stellen die Distanzierungsarbeit vor und verorten sie als Interventionspraxis innerhalb der Präventionslandschaft. Auf dieser Basis setzen wir uns mit Radikalisierungsprozessen auseinander und betrachten genauer, welche Beweggründe und sozialen Umstände dabei eine Rolle spielen. Mit diesem grundlegenden Verständnis von Hinwendungsprozessen wenden wir uns spezifischen Aspekten zu, wie etwa der Bedeutung von Gender, und lernen weitere Erkennungsmerkmale kennen.
Modul 2: Erscheinungsformen & Intervention – Handeln lernen
Im zweiten Modul beschäftigen wir uns zunächst mit den verschiedenen Erscheinungsformen extrem rechter Organisierung, bundesweit und regional. Wir schaffen ein gemeinsames Verständnis dafür, wie diese Strukturen auftreten, wirken und Anschluss finden. Darauf aufbauend betrachten wir Möglichkeiten und Bedingungen für zielgerichtete Interventionen bei extrem rechten Äußerungen und Vorfällen. Wir verbinden Inputs mit Praxisbeispielen aus unserer eigenen Arbeit und aus euren Erfahrungen, sodass wir gemeinsam an realen Situationen lernen können. Anschließend steigen wir in Techniken der Gesprächs- und Interventionsführung ein, wie sie in der aufsuchenden Distanzierungsarbeit genutzt werden. Wir üben diese Methoden praxisnah ein und erproben unterschiedliche Zugänge.
Dabei geben wir euch konkrete Werkzeuge für die Vorbereitung und Nachbereitung von Interventionen an die Hand, etwa Fallanalyse-Tools oder das Interventionsbarometer, damit ihr eure eigene Praxis strukturiert und handlungsfähig gestalten könnt.
Modul 3: thematische Vertiefung: online und offline Lebenswelt von Jugendlichen, Jugendkulturelles Arbeiten
In Modul 3 richten wir den Blick auf Jugendkulturen, sowohl in der analogen als auch in der digitalen Lebenswelt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wir beschäftigen uns damit, wie wir junge Menschen erreichen und ansprechen können, und entwickeln gemeinsam die „funktionalen Äquivalente“, die für eine nachhaltige Distanzierungsarbeit notwendig sind.
Wir tauchen in verschiedene Jugendkulturen ein, etwa Rap, Graffiti oder Fußball, schauen uns ihre Ursprünge an und fragen, welche Rolle sie bei Hinwendungs- und Distanzierungsprozessen spielen. Außerdem nehmen wir Online-Phänomene und jugendkulturelle Lebenswelten in den Blick: Wie wirken extrem rechte Akteure in diesen Räumen? Welche Interventionen funktionieren in der Praxis?
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Filterblasen und ihrer Bedeutung für Radikalisierungsdynamiken und darauf, wie wir dieses Wissen für eine lebensweltorientierte Ansprache und wirksame pädagogische Interventionen nutzen können.
Modul 4: thematische Vertiefung: Medienbildung, fake News und Verschwörungserzählungen
Im vierten Modul vertiefen wir die Rolle sozialer Medien in Radikalisierungsprozessen. Wir schauen uns gemeinsam an, wie Plattformen, Algorithmen und Kommunikationsmuster wirken und welche Bedeutung sie für Hinwendung, Bestätigung und Gruppenbildung haben. Dabei diskutieren wir Instrumente, mit denen wir Quellen, Werte, Emotionen und Manipulationsstrategien im Medienkontext kritisch analysieren können. Anschließend beschäftigen wir uns ausführlich mit Fake News und Verschwörungserzählungen. Wir betrachten ihre psychologischen Faktoren, ihre Funktionsweisen und ihre besondere Wirkmacht in Krisenzeiten. Wir lernen und erproben verschiedene Möglichkeiten des Umgangs damit, sowohl pädagogisch als auch kommunikativ, um unsere Handlungssicherheit in der analogen wie in der digitalen Welt weiter auszubauen.
Modul 5: Transfer und Versteigung &– Strukturelle Verankerung
Im fünften Modul widmen wir uns der Frage, wie die aufsuchende Distanzierungsarbeit mit ihren Ansätzen und Bedingungen nachhaltig in Teams, Trägerstrukturen und Einrichtungen vor Ort verankert werden kann und welche Voraussetzungen eine gelingende Implementierung unterstützen. Gemeinsam schauen wir auf Chancen, Hürden und konkrete Wege der Umsetzung.
Wir entwickeln Strategien, wie wir die erarbeiteten Inhalte, Methoden und Erkenntnisse wirksam in unsere jeweiligen Praxisfelder übertragen können. Abschließend identifizieren und diskutieren wir Schlussfolgerungen, Bedarfe und Handlungsaufträge für Träger und Einrichtungen, etwa die Entwicklung passender Konzepte, den Aufbau oder die Stärkung von Netzwerken sowie Formen kollegialer Beratung.
Modul 6: Praxiaustausch: Reflexion, Fallberatung zur Implementierung bisheriger Treffen
Im sechsten Modul tauschen wir unsere Praxiserfahrungen aus, reflektieren Fälle aus dem Berufsalltag und
klären offene Fragen zur Umsetzung der bisher erarbeiteten Ansätze. Dabei schauen wir auch darauf, wie wir
in MV ein lebendiges Netzwerk für Distanzierungsarbeit aufbauen können, mit klaren Schnittstellen, kurzen
Wegen und verlässlicher Zusammenarbeit zwischen Fachkräften, Trägern und regionalen Partnern.